Teil der Diplomarbeit "Kontextualisierungskonventionen im Internet Relay Chat" (Originalfassung, Stand 2003) von Alexandra Schepelmann
Das Internet |
Die Geschichte des Internet
Derlei Rückschlägen zum Trotz wird das so genannte ARPAnet weiter ausgebaut, allerdings über Jahre hinweg im Vergleich zu den enormen Kosten vergleichsweise wenig genützt. Der Durchbruch dieser Technologie kommt erst Mitte der Siebziger Jahre. Unabhängig von den Versuchen in den USA hat man auch in anderen Ländern mit der Vernetzung von Computern experimentiert, und 1974 veröffentlichen zwei amerikanische Wissenschaftler - Robert Kahn und Vinton Cerf - eine von ihnen entwickelte Methode, diese miteinander zu verbinden und so Kommunikation zwischen den einzelnen Netzen zu ermöglichen. Dieser Vorschlag wird 1977 realisiert: das 'Internet' ist geboren. Zu diesem Zeitpunkt dient die Vernetzung von Rechnern längst nicht mehr
hauptsächlich der gemeinsamen Nutzung ihrer Kapazitäten: die ""killer
application" des Internet" (Rademacher 2001: 76
Während das Netz ursprünglich gebaut worden war, um
Computer miteinander zu verbinden, verdankte es seinen durchschlagenden Erfolg
schließlich seiner nicht vorgesehenen Fähigkeit, auch Menschen miteinander in
Kontakt zu bringen ... . Die von den Konstrukteuren eigentlich gar nicht eingeplante Möglichkeit, Menschen am anderen Ende des Kontinents in bis dato unerreichbarer Geschwindigkeit Briefe zukommen zu lassen, macht die 'elektronische Post' so beliebt, dass das übermittelte Datenvolumen binnen kürzester Zeit in ungeahnte Höhen schnellt und sich erstmals auch Nicht-Wissenschaftler für das Computernetz zu interessieren beginnen. Elektronische Diskussionsgruppen und Mailing-Listen entstehen, seit 1976 gibt es das Newsgroup-Netz USENET, immer mehr Menschen nutzen das Netz, um über wissenschaftliche Themen, Science-Fiction-Filme und das Wetter zu diskutieren, erstmals in der Geschichte entsteht so etwas wie eine 'virtuelle Gemeinschaft' von Menschen an ganz verschiedenen Orten – und es werden immer mehr: Dank E-Mail und virtueller Welt wächst das Internet nun
gewaltig an: Noch 1973 haben gerade mal 2000 Menschen über 35 Hosts das Netz
genutzt; acht Jahre später sind es etwa 500 000 User auf 188 Hosts. Ohne jegliche zentrale Regulierungsbehörde ist die weitere Entwicklung des Netzes ganz seiner stets wachsenden Eigendynamik unterworfen. Reformen oder allgemein gültige Richtlinien werden von der ein wenig anarchistisch angehauchten Netzgemeinde (die bis dato praktisch ausschließlich aus Computerexperten besteht) nach ihrem Gutdünken oder gar nicht umgesetzt; was durchgesetzt wird, oft erst nach jahrelangen Diskussionen – etwa die sieben ursprünglichen Top-Level-Domains .edu, .com, .gov, .mil, .org, .net und .int, die erst 1986 eingeführt werden, etwa zur gleichen Zeit, in der sich aufgrund der ständig wachsenden Anzahl an Beiträgen eine Unterteilung des USENET in themenbezogene Hierarchien (z.B. soc für Soziales, rec für Fragen der Freizeitgestaltung und sci für wissenschaftliche Themen) als notwendig erweist. Das rasante Wachstum und die dezentrale Struktur des Internet macht es bald unmöglich, auch nur einen groben Überblick über alle Informationsangebote zu behalten. Als 1991 Tim Berners-Lee, ein Mitarbeiter des CERN in Genf, ein System zur internen Informationsverwaltung programmiert, in dem Informationen auf einer grafischen Benutzeroberfläche dargestellt, mittels intuitiv zu bedienenden Steuerelementen angewählt und miteinander verknüpft werden können – kurz, ein Hypertextsystem – , ist das der letzte Baustein, der dem Netz zum endgültigen Durchbruch verhilft. 1992 wird das Internet in den USA für kommerzielle Unternehmen freigegeben, 1993 ist mit 'Mosaic' der erste Browser verfügbar, 1995 geht Netscape Communications an die Börse (und steigert binnen acht Stunden seinen Wert um das Zweieinhalbfache). Mit der Anzahl der mit dem Internet verbundenen Rechner steigen auch die Geldmengen, die von enthusiastischen Investoren in die vermeintliche neue Goldgrube gepumpt werden. Im Jahr 2000 kommt schließlich nach Jahren überproportionalen Wachstums die Ernüchterung: Technologieaktien fallen ins Bodenlose, 'Dotcom'-Unternehmen gehen in Scharen bankrott, die Nutzergemeinde muss mit der gerichtlich verordneten Schließung der Online-Musiktauschbörse Napster zur Kenntnis nehmen, dass das Netz trotz seines demokratisch-egalitären Images kein rechtsfreier Raum ist. Auch wenn die Goldgräberstimmung mittlerweile vorüber ist, so steigen die
weltweiten Nutzerzahlen doch nach wie vor an. Von einer arkanen Beschäftigung
für Computerspezialisten hat sich das Internet zu einer beinahe unerschöpflichen
Informationsressource, einer vielseitigen Handelsplattform und einem günstigen
Kommunikationsmedium für alle, die es sich leisten können, entwickelt: Mitte
2003 hatten weltweit geschätzte 619 Millionen Menschen Zugang zum Internet, etwa
4 Millionen davon in Österreich, was etwa 59% der Gesamtbevölkerung entspricht
(vgl. Global Reach
© Alexandra Schepelmann 2002-2003
Teil der Diplomarbeit "Kontextualisierungskonventionen im Internet Relay Chat" (Originalfassung, Stand 2003) von Alexandra Schepelmann
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