Teil der Diplomarbeit "Kontextualisierungskonventionen im Internet Relay Chat" (Originalfassung, Stand 2003) von Alexandra Schepelmann
Akronyme |
In einer Kommunikationsform, die so von Geschwindigkeit geprägt ist wie IRC,
ist es nicht erstaunlich, dass sich eine Reihe von Kürzeln für viel verwendete
Phrasen eingebürgert haben. Besonders in der englischsprachigen
Chat-Kommunikation spielen Akronyme eine wichtige Rolle. In deutschsprachigen
IRC-Interaktionen ist ihre Bedeutung geringer; so findet etwa Geers (1999: 88)
Letztere Form kommt neben der Alternativform cya ('see ya') auch in den der vorliegenden Arbeit zugrunde liegenden Daten zur Anwendung; die weiteren genannten Kürzel finden sich dagegen kaum. Auch im vorliegenden Material wird nur ein kleines Inventar an Akronymen und Abkürzungen regelmäßig gebraucht, es handelt sich aber um andere als die von Geers genannten. Neben dem erwähnten cu/cya findet sich sehr häufig mz (für Mahlzeit), gn8 (gute Nacht), kA (keine Ahnung), np (no problem) und pk für Privatkanal, ein möglicherweise für die untersuchte Chat-Community typischer Ausdruck für die anderweitig als 'Flüstern' oder 'Dialog' bezeichnete Möglichkeit, mit einem anderen Teilnehmer in einem gesonderten, für die anderen Interaktanten nicht sichtbaren Raum zu kommunizieren. Daneben finden sich gelegentlich auch die Formen 2l8 (too late), stb ('Spin the Bottle' – ein dem hierzulande bekannten 'Flaschendrehen' ähnliches Spiel, dessen virtuelle Variante in einigen Chatrooms gespielt werden kann) und ein aus den Initialen des Stamm-Internetcafés der Chatgruppe gebildetes Akronym, das hier mit Rücksicht auf die Anonymität der Teilnehmer nicht genannt werden soll. Weitere häufige Kurzworte, die allerdings nicht unter die Akronyme fallen, sind thx (thanks), re (als Gruß beim Wiederbetreten eines Kanals), k für das ohnedies schon kurze ok, mom für Moment und tel für Telefon. Allgegenwärtig sind natürlich bekannte 'expressive' Kürzel wie *g* für grins, lol für laughing out loud und rofl für rolling on (the) floor laughing; aufgrund ihrer speziellen Funktionsweise werden sie im Abschnitt Emoticons behandelt. Immer wieder begegnet man auch konventionellen Kurzworten wie pic (picture), win (das Betriebssystem Windows), prog (Programm) und compi (Computer); Formen, die als Kontextualisierungshinweise für die Zugehörigkeit zu einer computerkundigen Ingroup angesehen werden können. Das gilt sicherlich nicht für alle genannten Akronyme. Auch wenn pk und stb für einen Außenstehenden unverständlich sind, muss nicht davon ausgegangen werden, dass ihre primäre Funktion die Kontextualisierung von Ingroup-/Outgroup-Status ist – es handelt sich einfach um Bezeichnungen für Signifiés, die es außerhalb der Chat-Kommunikation schlichtweg nicht gibt. cu, gn8 oder k dagegen können durchaus den Status von Kontextualisierungshinweisen einnehmen; man könnte sie als formulaic phrases betrachten, die reflect indirect conversational strategies that make conditions favorable to
establish personal contact and negotiate shared interpretations bzw. ein geteiltes Hintergrundwissen und damit die Zugehörigkeit zur selben Gruppe signalisieren können.
© Alexandra Schepelmann 2002-2003
Teil der Diplomarbeit "Kontextualisierungskonventionen im Internet Relay Chat" (Originalfassung, Stand 2003) von Alexandra Schepelmann
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