Teil der Diplomarbeit "Kontextualisierungskonventionen im Internet Relay Chat" (Originalfassung, Stand 2003) von Alexandra Schepelmann
Erwartungsstrukturen |
[P]eople approach the world not as naive, blank-slate
receptacles ..., but rather as ... veterans of perception who have stored their
prior experiences as "an organized mass," and who see events and objects in the
worlds in relation to each other and in relation to their prior experience. This
prior experience or organized knowledge then takes the form of expectations
about the world, and in the vast majority of cases, the world, being a
systematic place, confirms these expectations, saving the individual the trouble
of figuring things out anew all the time. Seit Jahrzehnten spielt das Konzept, dass wir unsere Erfahrungen in einer
Weise organisieren, dass sie uns später die Identifikation und Interpretation
neuer Situationen erleichtern, eine wichtige Rolle in einem breiten Spektrum an
wissenschaftlichen Disziplinen – wenn nicht sogar in allen jenen Disziplinen,
die sich in irgendeiner Form mit menschlichem Denken und Verhalten
beschäftigen.
Ein grundlegendes Unterscheidungsmerkmal der Auffassung des Konzepts in den unterschiedlichen wissenschaftlichen Traditionen ist die Konzeption der Erwartungsstrukturen als statisch oder dynamisch. Eine Richtung der Artificial Intelligence, vertreten z.B. von Marvin Minsky, sieht den Rahmen als statische Ansammlung von Daten über eine stereotype Situation. Eine ähnliche Auffassung wird in der Linguistik etwa in der klassischen, von der Sprechakttheorie und der Pragmatik abgeleiteten Diskursanalyse vertreten. Der Rahmen gilt hier als abstraktes semantisches Konstrukt, durch das Weltwissen auf die Interpretation einer Interaktion angewandt wird. Die Grundfrage lautet, welches Wissen ein Teilnehmer haben muss, um in der Lage zu sein, Sprechakte richtig zu identifizieren. Die ethnographisch und soziologisch orientierten Forschungstrditionen dagegen
betonen den kulturspezifischen, interaktiven und dynamischen Charakter
von Erwartungsstrukturen. Nach Tannen (1993: 19)
© Alexandra Schepelmann 2002-2003
Teil der Diplomarbeit "Kontextualisierungskonventionen im Internet Relay Chat" (Originalfassung, Stand 2003) von Alexandra Schepelmann
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