Teil der Diplomarbeit "Kontextualisierungskonventionen im Internet Relay Chat" (Originalfassung, Stand 2003) von Alexandra Schepelmann
Conversational Management |
Wie im Abschnitt Kontextualisierung ausgeführt, leiten Kontextualisierungshinweise die Interpretation bzw. führen zu Inferenzen auf folgenden Ebenen: 1. Ebene des konversationellen Managements So signalisieren sie auf der Ebene des Conversational Management z.B. Informationen hinsichtlich möglicher turn constructional
units ... (ist ein Sprecher dabei, seinen Beitrag abzuschließen, wird gerade eine
Nebensequenz realisiert, wird gerade eine neue Information gegeben etc.) Da die Strategien des Conversational Management aufgrund der medialen Rahmenbedingungen in IRC ganz anderen Gesetzmäßigkeiten unterliegen als in Face-to-Face-Kommunikation, würde eine detaillierte Betrachtung dieses Bereichs den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Um diesem Aspekt gerecht zu werden, müsste er systematisch in einem konversationsanalytischen Framework behandelt werden. Darum soll in diesem Teil der vorliegenden Arbeit nur allgemein auf einige Besonderheiten dieses Bereichs eingegangen werden. Zunächst muss ein strukturelles Merkmal der Chat-Kommunikation angesprochen
werden. Anders als speech
events in der Face-to-Face-Interaktion haben Chatsequenzen in vielen
Fällen keinen klar erkennbaren Anfang oder Schluss (vgl. Schönfeldt 2001: 34
Innerhalb dieses kontinuierlichen Diskurses aber gibt es aber sehr wohl
abgrenzbare Gesprächsepisoden. Sowohl Schönfeldt (2001: 52
Tatsächlich unterscheiden sich die Bedingungen und Mechanismen des Turntaking in IRC teils ganz erheblich von denen der somatischen Kommunikation. So kann es etwa Überlappungen und Unterbrechungen im üblichen Sinne in diesem Medium nicht geben. Weiters soll die Annahme vertreten werden, dass Rezipienzsignale im Chat (darunter können neben Transkriptionen der face-to-face eingesetzten Vokalisationen nach dem Typ mhm auch Emoticons oder drei Punkte fallen) nicht primär dem Conversational Management dienen, sondern in einem sozialen Rahmen gesehen werden müssen. In mehreren Arbeiten konnten auch chat-eigene und neu entwickelte Konventionen zum Sprecherwechsel beobachtet werden (Adressierungskonvention, Anfügen eigener Zeichen am Ende eines Turns) – diese finden sich im vorliegenden Datenmaterial allerdings nicht oder in stark abgewandelter Form. Auch eine weitere in der Literatur oft angesprochene Besonderheit der
Chat-Kommunikation tritt im Datenmaterial aufgrund der konkreten
Rahmenbedingungen der spezifischen Channels kaum auf: in vielen Chat-Kanälen ist
es Usus, dass erfahrene Nutzer längere Gesprächsbeiträge in einzelne Teile
zerlegen, um ihre Kommunikationspartner nicht allzu lange auf ihren Beitrag
warten zu lassen (da es ja für sie nicht ersichtlich ist, dass der Betreffende
gerade an einem Beitrag schreibt). In den von mir untersuchten Kanälen kommt das
allerdings kaum vor – wie es ein Teilnehmer selbst formuliert: sonst flieg i
wieder wegen flood. Diese für Nichteingeweihte etwas kryptische Äußerung
bezieht sich auf die Tatsache, dass es in sehr vielen Kanälen auf dem fraglichen
Server so genannte 'Bots' gibt – dem Jargon File (v.4.3.3) zufolge ein
"user who is actually a program" (Raymond 2002: "bot"
© Alexandra Schepelmann 2002-2003
Teil der Diplomarbeit "Kontextualisierungskonventionen im Internet Relay Chat" (Originalfassung, Stand 2003) von Alexandra Schepelmann
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